Hier der Bericht der NW (Björn Kenter) vom 15.05.2024:
Herford. „Buenos Dias Argentina“ sangen Udo Jürgens und die deutsche Fußballnationalmannschaft gemeinsam vor der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien. Dieses Lied könnte in den kommenden Monaten auch zum Lieblingssong eines Herforder Schülers werden: Paul Fiete Hickstein hat sich am vergangenen Wochenende bei der nationalen Ausscheidungs-Regatta in Travemünde als einer von fünf deutschen Seglern für die Weltmeisterschaft in der Opti-Klasse qualifiziert. Diese findet vom 5. bis zum 15. Dezember im malerischen Seebad Mar del Plata, unweit der Hauptstadt Buenos Aires, statt.
Zwölf anstrengende und aufregende Wettfahrten an vier Tagen liegen hinter dem Schüler des Herforder Friedrichs-Gymnasiums, der am Ende der Regatta den vierten Platz belegte und damit bestplatzierter Segler des Sailing Team West (Segler-Verband Niedersachsen und Seglerverband Nordrhein-Westfalen) war.
Das ist umso bemerkenswerter, da die insgesamt 80 Teilnehmer der Ausscheidungs-Regatta für die WM und EM im Segelrevier vor Travemünde an den ersten Tagen mit schwachen Winden mit einer Stärke von lediglich vier bis fünf Knoten zurechtkommen mussten.
Windverhältnisse änderten sich am letzten Tag
Für Paul Fiete Hickstein ein Nachteil, denn trotz seiner schmalen Statur gehörte er im Teilnehmerfeld zu den größten und damit auch schwersten Seglern, die eher für höhere Windstärken prädestiniert sind. „Das komplette segelfertige Boot wiegt nur 45 Kilogramm, da machen 15 Kilogramm mehr oder weniger Körpergewicht schon eine ganze Menge aus“, erklärt Vater Matthias Hickstein, der seinen Sohn an den vier Tagen in Travemünde begleitete.
Die Windverhältnisse sollten sich am letzten Tag aber entscheidend ändern. Nach längerer Wartezeit auf dem Wasser durften sich die Segler für die letzten beiden Fahrten endlich über nahezu optimale Bedingungen und einen Nordostwind, der mit acht bis zehn Knoten wehte, freuen. Diese Bedingungen nutzte Hickstein, gewann die vorletzte Fahrt und schob sich somit auf den vierten Rang vor, nachdem er nach dem ersten Tag noch auf Rang zehn gelegen und sich danach kontinuierlich über Rang acht und sechs vorgekämpft hatte.
Für den 13-Jährigen, der für den Segler-Club Dümmer startet, geht damit ein Traum in Erfüllung, mit dem er nicht unbedingt gerechnet hatte. „Ich hatte es gehofft, aber hätte eher damit gerechnet, mich für die EM zu qualifizieren“, sagt er. Dafür hätte eine Platzierung zwischen Rang sechs und zehn gereicht.
Intensive Vorbereitung hat sich ausgezahlt
Als der Wind vor Travemünde am letzten Tag unverhofft auffrischte, habe er sich gefreut. „Aber gleichzeitig hatte ich auch ein wenig Bammel, dass ich es nicht schaffe“, gesteht er. „Mein Trainer Tim Kirchhoff hat mir aber sehr geholfen und genau ausgerechnet, wie ich fahren muss, damit es für den vierten Platz reicht.
Bevor der Erfolg offiziell feststand, mussten die Hicksteins allerdings noch ein wenig bangen. So hatte einer der Konkurrenten Protest gegen die Wertung eingelegt. Dieser wurde in der Verhandlung jedoch abgewiesen.
Der 13-Jährige freut sich, dass sich die intensive Vorbereitung mit zwei Blöcken in Spanien sowie zahlreichen Trainingseinheiten am Steinhuder Meer und am Dümmer in den vergangenen Wochen und Monaten gelohnt hat. Viel Zeit, den Erfolg noch vor Ort ausgiebig zu feiern, blieb in Travemünde nicht. „Wir sind dann relativ schnell wieder nach Hause gefahren.“
Große Freude auch beim Segler-Club Dümmer
Bis zum Wettkampf in Argentinien kurz vor Weihnachten ist es zwar noch einige Monate hin, die Vorfreude ist beim Herforder Segler aber bereits zu spüren, wie er sagt. Sein eigenes Boot kann er nach Südamerika allerdings nicht mitnehmen. „Eine Firma bringt dort mit dem Schiff viele Boote hin, wir werden vor Ort eins chartern“, erzählt er.
Die Bedingungen vor Ort in Mar del Plata dürften ihm deutlich besser liegen als bei der Ausscheidung-Regatta. „Im Schnitt weht der Wind dort mit etwa 15 Knoten, die Wellen sind bis zu zwei Meter hoch“, weiß Matthias Hickstein. Bis dahin ist aber noch reichlich Zeit für die nötigen Trainingseinheiten. Bliebe nur noch ein kleines Problem zu lösen: „Ich hoffe, dass ich für die Weltmeisterschaft schulfrei bekomme“, sagt Paul Fiete Hickstein mit einem Lächeln.
Auch bei seinem Verein, dem Segler-Club Dümmer (SCD), herrscht große Freude über diesen Erfolg. „Der Weg vom Einstieg und der mehrfachen Teilnahme am Opti-Camp des SCD findet bei der WM in Mar del Plata seine bisherige Krönung“, heißt es auf der Internetseite des SCD.