(Hier der Bericht der NW vom 28.11.2024)
Eine neue Griechisch-AG stößt auf großes Interesse. Geleitet wird sie von Daniel Teubner, dem bisher letzten Friederizianer, der die Schule mit Abi und Graecum verließ.
ImSommer2018 legte Daniel Teubner zusätzlich zum Abitur die „Erweiterungsprüfung in Griechisch“ ab und ist damit der bis heute letzte Schüler, der das Friedrichs-Gymnasium (FGH) mit dem Graecum verließ. Jetzt kehrt Teubner, ein begeisterter Altphilologe, an das FGH zurück und bietet dort eine Griechisch-AG an. Vom Interesse ist er ebenso wie die kommissarische Schulleiterin Katrin Böhme überrascht.
Schon als Teubner sein Graecum ablegte, war Griechisch nicht mehr Teil des Fächerkanons am FGH. Als er in der 6. Klasse war, wurde Griechisch noch im „Lernstudio“ als Schnupperkurs angeboten, später nur noch als AG. Auf das Graecum hatte er sich viel mit Einzelarbeit und Unterstützung der inzwischen verstorbenen Lehrerin Hildegard Richter vorbereitet.
Für Teubner ist Griechisch noch mehr als Latein die Basis jeder humanistischen Bildung. „Neben der Sprache haben mich schon immer die griechische Mythologie und Philosophie interessiert. Viele unserer heute noch gebräuchlichen Worte kommen aus dem Griechischen. Auch Dialog und Diskussion als Basis unserer politischen Ordnung haben ihre Wurzeln im Denken der alten Griechen.“ Und natürlich spiele auch die Geschichte seines FGH als humanistisches Gymnasium eine Rolle.
Teubner absolviert inzwischen ein Referendariat – Fächerkombination Latein, Griechisch und Hebräisch. „Als sich abzeichnete, dass ich montags Zeit für so ein Angebot haben würde, habe ich erst beim Ehemaligenverein und dann bei der Schulleitung angefragt und schnell eine Zusage und einen Unterrichtsraum bekommen“, sagt er. 14 Interessentinnen und Interessenten meldeten sich nach dem ersten Aushang. Inzwischen hat sich die Zahl der Teilnehmenden bei 15 eingependelt.
Bei den zunächst eine Schulstunde langen Treffen sind Schülerinnen und Schüler ab der 6. Klasse und allen Jahrgangsstufen darüber dabei, die sich aufgeteilt in Lerngruppen der „neuen“ Sprache Griechisch und der damit verbundenen Kultur annähern. Die Jüngsten beschäftigen sich mit dem Götterkanon, also der Mythologie, an anderen Tischen geht es zunächst um die Buchstaben, die Lesefähigkeit und erste Vokabeln. Hilfsmittel dabei sind Rätsel oder auch ein Vokabel-Memory. Arbeitsblätter und anderes Unterrichtsmaterial bereitet Teubner noch selbst vor.
Die Schülerinnen und Schüler sind aus ganz ähnlichen Gründen wie damals Daniel Teubner in die AG gekommen. Die Lust, eine weitere Sprache zu lernen, und das Interesse an Geschichte und Geschichten der alten Griechen werden als Motivation genannt.
Klausuren oder Prüfungen gibt es in der AG nicht, aber wer lang genug dabeibleibt, hätte wie Teubner die Möglichkeit, sein Graecum mit einer Erweiterungsprüfung zu erwerben.
Aktuell bietet das FGH nach Englisch als erster Fremdsprache, Latein, Französisch und Spanisch als zweite Fremdsprache an. Teubner bedauert, dass es derzeit im gesamten Kreis keine Schule mehr gebe, die Griechisch anbiete.
Am Bielefelder Ratsgymnasium ist Griechisch noch Unterrichtsfach, in anderen Orten gibt es immerhin wieder AGs, etwa in Detmold oder Paderborn. Auch der Altphilologenverband beobachtete 2018/19 einen leichten Anstieg des Interesses am Fach Griechisch.
Ralf Bittner (NW)